Peña über Disziplin, Identität und den Weg zur Weltspitze

Seit gut einem Jahr lebt Angelo Peña seinen Traum als Profiboxer – kompromisslos, fokussiert und international. Der gebürtige Dominikaner aus Bern spricht im Interview über seine Trainingszeit in Las Vegas, die Bedeutung seiner Verlobten Alissha, seine doppelte Identität und die bevorstehende Titelverteidigung im Berner Stadttheater.

10. April 2025
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Angelo, du hast vor gut einem Jahr deinen Beruf als Barista aufgegeben, um dich ganz dem Boxen zu widmen. Wie sehr hat das dein Leben verändert?
Es war eine Entscheidung für das Boxen – und sie hat vieles verbessert. Die finanzielle Situation ist eine Herausforderung, aber sportlich war es der absolut richtige Schritt.

Du bereitest dich in den USA vor, zuletzt in Las Vegas. Warum hast du dich für diese Trainingsbasis entschieden?
Der Hauptgrund ist die Salas Boxing Academy. Las Vegas ist das Mekka des Boxsports – dort trainieren die Besten. Ich wollte mich mit ihnen messen und mich in diesem Umfeld weiterentwickeln.

Wie wichtig ist dir die Unterstützung deiner Verlobten Alissha?
Sie ist essenziell. Ich bin diszipliniert, aber auch ich habe schwierige Tage. In solchen Momenten motiviert mich Alissha und erinnert mich an meinen Traum. Ohne sie wäre dieser Weg kaum möglich.

Dein Trainerteam um Ismael Salas hat zahlreiche Weltmeister geformt. Was macht das Gym besonders?
In der Academy arbeiten vier Vollzeittrainer, jeder mit eigenem Schwerpunkt. Einer kümmert sich um die Defensive, ein anderer um das Athletiktraining. Ismael Salas behält den Überblick und ist ein Perfektionist.

Wie ist die Atmosphäre im Gym?
Intensiv und inspirierend. Alle Boxer sind Profis, viele davon Dominikaner. Vier Weltmeister trainieren dort. Jeder ist hungrig, jeder hilft dem anderen – Robeisy Ramirez gibt mir Tipps für die Beinarbeit, Alberto Puello teilt seine Erfahrung.

Wie verlief deine Vorbereitung auf die nächste Titelverteidigung?
Im vorletzten Camp lag der Fokus auf der Defensive – lernen, geduldig zu bleiben und zu kontern. Dieses Mal konnten wir uns gezielt auf den Gegner vorbereiten, weil er früh feststand.

Am 18. April boxt du erneut im Berner Stadttheater. Wie fühlt sich der Kontrast zu Las Vegas an?
Las Vegas ist meine Base, Bern mein Zuhause. Ich freue mich immer besonders auf die Berner Zuschauer. Das Stadttheater ist kleiner, aber die Stimmung ist einzigartig.

In der Schweiz wirst du als grosse Boxhoffnung gesehen. Spürst du Druck?
Nein. Ich will kein zweiter Fritz oder Alain Chervet sein. Ich bin Angelo – ich bleibe mir selbst treu.

Du hast Wurzeln in der Dominikanischen Republik und lebst in der Schweiz. Wie erlebst du diese doppelte Identität?
Ich sehe das nicht als Entweder-oder. Ich bin stolz, beide Länder zu repräsentieren. Ich bin Dominikaner zu 100 %, doch die Schweiz hat mir viele Möglichkeiten geboten. Beides gehört zu mir.

Du stehst aktuell auf Platz 12 der WBO-Weltrangliste. Was bedeutet dir das?
Es zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Natürlich will ich weiter nach oben, aber alles braucht seine Zeit.

Wie hast du dieses Ranking erreicht?
Durch Siege im Ring – und dank eines Managements, das an mich glaubt. Das ist ein Teamerfolg.

Warum dominieren Nordamerikaner und Asiaten das Superfedergewicht?
Das sind die grossen Boxländer mit den führenden Promotionen. In Europa wird oft um EBU- oder IBO-Titel geboxt, die weniger Einfluss auf die Weltranglisten haben.

Deine letzten Gegner kamen aus Japan und Südkorea. Erkennst du einen typischen asiatischen Stil?
Ja, sie sind technisch sehr sauber, ausgeglichen und kaum fehleranfällig. Das macht sie schwierig zu boxen.

Du hast bisher elf Profikämpfe. Wann ist ein WM-Kampf realistisch?
Zwischen 18 und 20 Kämpfen. Vielleicht früher, wenn sich die Chance auf einen Eliminator gegen einen Top-5-Mann ergibt.

Ganz oben steht Weltmeister Emanuel Navarrete. Ist er dein Wunschgegner?
Natürlich – er hat den Titel, den ich will. Aber der Name spielt keine Rolle. Ich will gegen jeden boxen, der einen Gürtel eines grossen Verbandes trägt.

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