Roell: Die Stimme im Ring

Wenn Roman Roell die Stimme erhebt, hören alle zu. Der Münchner Moderator, vielen bekannt aus der «Abendschau» im BR-Fernsehen, gehört seit Jahren zu den markantesten Ringsprechern im deutschsprachigen Raum. Seine Stimme begleitet Weltmeisterschaften, in grossen Arenen – und seit mehreren Jahren auch alle Events von Swiss Pro Boxing. Am 26. Dezember wird Roell erneut durch den Boxing Day in der Kursaal Arena Bern führen.

16. Dezember 2025
Roman Roell 1

Von Olympia zur ARD
Sein Weg in den Boxring begann eher zufällig. «Ich war 2006 die ‹Voice of the Games› bei den Olympischen Spielen in Turin», erinnert sich Roell. «Kurz danach rief mich der Box-Chef der ARD an. Sie suchten eine neue Stimme und ich war sofort dabei.» Was als einmaliges Engagement gedacht war, entwickelte sich zu einer Leidenschaft. Es folgten grosse Kämpfe, lange TV-Abende und ein Platz in der Erinnerung vieler Boxfans.

Seine Stimme prägte unter anderem die «Blutschlacht von Wetzlar» zwischen Arthur Abraham und Edison Miranda, einen Kampf, der in die deutsche Boxgeschichte einging. «Diese Energie, diese Dramatik, das war unvergesslich», sagt Roell. «Und man sah, wie viel Einfluss ein Trainer haben kann. Ulli Wegner hat damals alles aus Abraham herausgeholt.»

Zwischen Hochspannung und Ruhe
Einmal jedoch geriet selbst der erfahrene Ringsprecher unter Druck. Beim Titelkampf zwischen Sebastian Sylvester und Roman Karmazin kam es beinahe zu einer Fehlverkündung. «Ich sah die Punktezettel: einer für Sylvester, einer für Karmazin. Mir war klar: Es kommt auf den dritten Richter an», erzählt Roell. Als er den Zettel vom Supervisor erhielt, stand dort «Sieger Karmazin». Roell zweifelte. «Ich war sicher, dass ein Rechenfehler vorlag.» Nach Minuten der Unsicherheit wurde das Urteil korrigiert und Sylvester blieb Weltmeister. «Das war wohl der heikelste Moment meiner Karriere.»

«Wie ein Dirigent im Orchester»
Roell versteht seinen Beruf als Handwerk und Verantwortung zugleich. «Ein Ringsprecher ist wie ein Dirigent im Orchester. Er steht nicht im Mittelpunkt, sondern verbindet Boxer, Publikum und Emotion», sagt er. Die Stimme müsse führen, aber nie dominieren. Dazu kommt Vorbereitung: «Ich sammle viele Informationen, spreche mit den Boxern, will ihr Mindset spüren. 90 Prozent dieser Infos brauche ich nie, aber die übrigen zehn machen den Unterschied.»

Auch sein Auftreten ist durchdacht. «Ich bin ein Klamotten-Mensch», lacht Roell. «Meine Frau ist Kostümbildnerin, also bringe ich für das Main Event immer ein besonderes Outfit mit.»

Eine Stimme für das Schweizer Publikum
Seit 2023 prägt Roell nun auch die Boxabende in der Schweiz. Seine Begeisterung ist unverkennbar. «Was Swiss Pro Boxing auf die Beine stellt, ist beeindruckend, das hat internationales Niveau», sagt er. Besonders die frühe Anwesenheit des Publikums falle ihm auf: «In Bern sind oft schon beim ersten Kampf 80 Prozent der Plätze besetzt. Das ist aussergewöhnlich und schafft sofort Atmosphäre.»

Die Professionalität des Teams, die dramaturgische Inszenierung und die Nähe zum Publikum seien für ihn ein Grund, immer wieder gerne in die Schweiz zu reisen. «Jeder Kampf erzählt hier eine Geschichte. Das ist selten und genau das liebe ich an dieser Arbeit.»

Ausblick auf den Boxing Day
Am 26. Dezember kehrt Roman Roell nach Bern zurück, um den Boxing Day 2025 zu moderieren. «Ich freue mich auf die Energie, die man in der Kursaal Arena spürt, und auf die Boxer, die hier mit Herzblut kämpfen», sagt er. Und wer ihn kennt, weiss: Wenn Roell das Mikrofon hebt, wird aus einem Kampfabend ein Erlebnis.

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